Samstag, 6. Juni 2015

Bin ich schon zu Hause angekommen?

Nun bin ich schon mehrere Wochen zu Hause. Die meist gestellte Frage an mich ist momentan: "Wie wars?" Doch diese Frage lässt sich nicht beantworten! "Cool" kann ein ganzes Jahr nicht sein, "schön" würde nicht auf alle 10 Monaten zutreffen, "traurig" würde mehr die Weihnachtszeit beschreiben, "nett" ist ein wenig banal,  "unglaublich" trifft womöglich am ersten zu! Das merkwürdigste des Nachhausekommens ist, dass ich mich an die Schweiz genau so gewöhnen muss, wie ich mich am Anfang des Austauschjahres an Indien gewöhnen musste.
Die zweithäufigste Frage ist, ob ich es noch einmal machen würde.
Ich vermisse es mit den Händen zu essen-mich irritiert der Geschmack des Besteckes, ich vermisse den Lebensstil "Sharing is caring", der in Indien so gepflegt wird. Die belebten Strassen-mit all den Farben und Gerüchen, der Kontrast des Landes und besonders die Menschen, welche das Leben als Privileg und nicht als Recht sehen!  Auch wenn mich der Lärm, die ständige Verspätung, das Anstarren, und das Warten in der ganztägigen Rushhour nervte und ich das Kastensystem und die Unterschiede von Reich und Arm in der Gesellschaft unverständlich fand,  kann ich diese Frage nur mit einem Nicken beantworten. Indien werde ich ein Leben lang nicht vergessen.
Ich habe viel gesehen und gelernt, über mich und über die Menschen. Doch was ich im Moment am meisten brauche, ist Zeit. dieses ganze Jahr zu verarbeiten und versuchen, Indien irgendwie zu verstehen-wobei das wohl ein Lebenswerk sein wird!

Freitag, 27. März 2015

Veena

In meinem Austauschjahr ging ich jede Woche mehrere Male in den Veenaunterricht. Ich ging auch eine Zeit lang ins Yoga,  in den Kannada Unterricht (Das ist die Sprache, welche in dem Staat Karnataka, in welchem auch Bangalore liegt, gesprochen wird) und in den indischen Flötenunterricht. DerVeena-Unterricht gefiel mir aber mit riesigem Abstand am besten!
Eine Veena ist ein indisches Seiteninstrument, so ähnlich wie eine Sitar.
Bevor auf dem wunderschön klingenden Instrument Musik gemacht werden darf, muss der Spieler sich vor ihm verbeugen. Somit wird dem hinduistischen Gott Saraswati, welcher uns mit Musik, Kunst, Wissen und Weisheit bereichert, Respekt erwiesen. Es wird im "Schneidersitz" auf dem Boden gesessen, die Beine auszustrecken zählt als respektlos gegenüber der Veena als auch dem Lehrer. Das gleiche gilt übrigens auch bei Zeitungen oder Büchern! Man darf sie auch niemals mit den Füssen berühren, da sie uns Wissen und Neuigkeiten vermitteln.

Normalerweise wird der Unterricht in einer Gruppe mit etwa 15 Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Oft unterrichtet mich gar nicht die Lehrerin, sondern erfahrene Spieler. Ihr könnt euch ja vorstellen, wie es tönt, wenn alle zusammen versuchen ein Lied zu spielen und jeder ungefähr 1/16 hinter dem anderen herhinkt. Ich ging von Anfang an in den Unterricht, trotzdem ist es für mich unglaublich schwierig, auch nur ein einfaches Raga zu spielen. ( Ein Raga bestimmt die Töne, die Melodie und die Ornamentik eines Stückes. Somit kann es mit westlichen Tonarten verglichen werden, wobei jedoch bei indischer Musik während eines Raga's die Tonart nie geändert wird,  Es gibt verschiedene Arten von Raga's, welche am Morgen. Mittag, Abend oder zu verschiedenen Jahreszeiten gespielt werden.)

Das Schönste ist, eine der Ersten im Raum zu sein, und zwischen all diesen wunderschönen Veenas eine aussuchen zu können! Schliesslich ist jede verschieden: die Seiten sind weicher oder härter, der Hals ist länger, der Klang ist anders...



Meine Veenalehrerin

Saraswati
Der Lehrerin wird Respekt zugewiesen indem sie höher sitzt! Manchmal werden ihr am Ende der Stunde die Füsse mit dem Kopf und den Händen berührt. Sie "segnet" jenen dann, indem sie die Köpfe mit den Händen berührt, sie abküsst und unsere Köpfe wieder berührt.

https://www.youtube.com/watch?v=ej13vFPC7As

Samstag, 7. März 2015

Holi

Das Fest der Farben findet einen Tag vor dem ersten Vollmond im März statt. Es ist dazu da, all die alten Streitereien hinter sich zu lassen und von Vorne zu beginnen! Der Anfang des Frühlings und das Ende des Winters symbolisiert das Ganze.
Wir bewarfen uns den ganzen Nachmittag mit Pulver bis am Schluss noch gefärbtes Wasser zum Einsatz kam.  Am Abend war die ganze Familie eingeladen und es wurde wie an jedem Feiertag ein Dutzend Süssigkeiten gegessen.

Das ist Brianca, eines der Dienstmädchen

Das ist Jungleuncle-ein Freud von Suniti.


Freitag, 6. März 2015

Yes, I am an Alien ;)

  • "Is the sun also shining there, in Switzerland?"
  •  "Have you ever seen a cow before you came here?"
  • "Did you not lose a lot of weight, because the food here is so healthy compeared to your Swiss-Pizza-Burger food."
  • " You know, I also wanted to make a exchange year but i just couldn't leave my friends and family for ONE YEAR!"    Me: "maybe we exchange students are all soulless"
  • "You Wester-Guys are so dirty, using Toilett-Paper!"
  • "You come from Swiss? you are a Christian, aren't you?" 
  • "Where is your Swiss army knife?"
  • Why is your hair so fair and your skin so white? Are you really from this planet?”

Sonntag, 22. Februar 2015

Freunde!

Den letzten Samstag verbrachten ich  zusammen  mit drei  Kolleginnen.
 Wir gingen shoppen (in einer der vielen Einkaufszentren in Bangalore), liesen uns die Nägel zu einem Schnäppchenpreis von 2 Sfr. machen, gingen ins Matteo (so etwas wie Starbucks) und assen Momo's.
 Ich genoss den Tag sehr. Wobei wir vier Mädchen von völlig verschiedenen Orten kommen, völlig anders aufgewachsen sind und eine ganz andere Kultur ausleben, hatten wir so viel Spass zusammen. Es war unglaublich!
Smitha,Junia,Ich, Kimi


In der Schule, wenn kein Unterricht stattfindet-was sehr sehr sehr oft passiert!


Momos *.*
So etwas wie Tortellini, welche aber mit scharfer Chili Sauce gegessen werden!


Das machte Smitha für mich =D

Freitag, 30. Januar 2015

Eine andere aber wunderschöne Welt!

Als ich mich entschied, in Indien ein Austuaschjahr zu machen, hatte ich
nicht nur Unterstützung dabei. Jeglichste Leute erzählten mir wie
gefährlich Indien sei, wie alles stinke, dass ich zu jung für dieses
Land sei, dass es sich viel zu sehr von der Schweiz unterscheide, dass
das Essen viel zu scharf und unhygienisch sei und ich die ganze Zeit mit
Durchhfall auf der Toilette sitzen und dass als Frau dort sowieso
vergewaltigt werden würde. (Wortwörtlich zitiert!)

Ich bin mir selber unglaublich dankbar, dass ich auf all diese Leute
nicht gehört habe!!


Ich muss zugeben, ich brauchte meine Zeit um über den Kulturschock
hinweg zu kommen.

Als ich vor sieben Monaten in Indien ankam, wollte ich nur eines: Wieder
nach Hause!

Ich sah all diese Unterschiede zu meinem gewohnten Alltag, der
schweizerischen Kultur und meiner Lebensweise und merkte, dass es nichts
bringt nach Unterschieden zu suchen, sondern nach Gemeinsamkeiten und
Schönheiten. Denn Indien ist nicht ein anderes Land, es ist eine andere
Welt!


Und so fand ich dann, was ich suchte. (In einem Land mit 1.2 Milliarden
Einwohner findet man sowieso alles!)

Was ich fand, waren Familien, zu denen ich als völlig Fremde eingeladen
und wie ein engstes Familienmitglied behandelt wurde! Eine alte Frau,
die kaum mehr laufen kann, aber den ganzen Tag in der Küche steht, nur
damit sie mir als Gast etwas speziell Indisches offerieren kann. Ein
Momo Verkäufer, der mir jedesmal wenn ich vorbei spaziere, ein Momo
offeriert, nur weil ich ihm das erste Mal als ich eines kaufte,
erzählte, wie sehr ich Momos liebe und dass ich mein erstes Momo in
Indien gegessen hätte. Ein Buschauffeur, der mich jeden Morgen zum
richtigen Bus begleitete, da ich mehrmals den falschen nahm. Familien,
die mich über ein ganzes Wochenende zu sich einladen, wobei sie mich
erst einmal gesehen haben. Ein Pösteler, der mich zwei Wochen lang jeden
Tag anruft um mir zu sagen, ob mein Päckli schon angekommen sei oder
nicht!  Ich fand Menschen, die mich berührten, die mich zu neuem
inspirierten und die das Herz an der richtigen Stelle haben.

Indien ist ein dreckiges Land.. Die Inder aber nicht! Für auch nur ein
zehn minütiges Pooja ziehen sie sich den schönsten Sari an. Stimmen die
Ohrenstecker, das Haarband, die Schuhe und die Tasche passend
miteinander ab! Sie sind unglaublich smart! In die Kirche am Sonntag
gehen die Männer mit dem edelsten Anzug und die Kravatte in den Farben
des Kricketteams, welches gerade einen wichtigen Match bestreitet.

Das Essen ist scharf, am Anfang meines Aufenthaltes wurde mir jedoch nie
etwas Scharfes offeriert. An einem riesigen Familienfest wurde alles
unscharf gekocht, nur damit ich mitessen konnte.

Sie sind neugierig, und wollen alles über die Schweiz wissen! (Nicht
nur, weil so viele Bollywood-Filme die Alpen als Hintergrund haben).

Die Männer (natürlich nicht alle!!) tragen Sorge zu den Frauen und sind
sehr fürsorglich. Noch nie musste ich alleine am Abend nach Hause gehen,
nachdem ich Freunde getroffen hatte.


So viele verschiedene Religonen - Hindus, Christen, Buddisten,Mosleme,
Sikhs Jainas...welche auf so engem Raum friedlich zusammen leben. Das
wird wohl kaum ein anderes Land besser vormachen.

Es ist wunderschön, all die vielen Feste mitzuerleben. Für jedes Fest
gibt es eine typische hausgemachte Nascherei, keine davon darf in Indien
verpasst werden! (Das meine ich ernst! Selbst die beste handgemachte
Schweizer Schokolade schlägt das nicht). Sie sind unglaublich!

Schon am Morgen früh um 6 Uhr bekomme ich am Kiosk nebenan ein Chai,
doch auch noch um 11 Uhr Abends!

Dem Vorurteil, dass die Inder nie pünktlich sind, kann ich  leider nicht
wiedersprechen, doch mitlerweile warte ich nicht mehr, da auch ich immer
zu spät bin! Einige Stereotypen entsprechen halt der Wahrheit....


Es gibt viel Unschönes in Indien, gewisse Meinungen, generelle Haltungen
und Lebensansichten, welche ich definitiv nicht teilen kann, doch ich
liebe dieses Land und möchte meine rosarote Brille nie wider absetzen.

Dienstag, 13. Januar 2015

Auf Nimmerwiedersehen?

Am Anfang des Austauschjahres sagte ich meinem Mami, meinem Papi, meinem, Bruder, der ganzen Familie und den Freuden tschüss. Obwohl es nur ein Jahr ist, verändert sich viel. Nicht nur ich verändere mich, sondern auch die Zeit in der Schweiz bleibt nicht stehen. Ich denke oft darüber nach,         wie es wohl sein wird, wenn ich zurück bin, doch das kann ich nicht wissen.  Doch nach dem Tschüsssagen in der Schweiz, beruhigte mich eines, nämlich dass ich alle wieder sehen werde.

Hier werde ich vielen, welche ich während dieser Zeit ins Herz geschlossen habe, lebewohl sagen müssen-für immer.
Doch einer Person habe ich letzten Donnerstag Tschüss gesagt, aber ganz sicher nur für eine bestimmte Zeit! Nämlich Ronin, der anderen Austauschschülerin.
Wir gingen zur gleichen Schule, sassen am gleichen Pult, teilten uns das Zmittag, und nervten uns gemeinsam über die Direktorin, den langweiligen Frontalunterricht und den immer viel zu langen morgendlichen Appel.
Nach der Schule trafen wir uns um Jazz Musik zu hören, während sie mir beibrachte, wie man Momos kocht und zu Frank Sinatra tanzt. Wir gingen zusammen auf den Markt und handelten gemeinsam die Preise herunter. Wir wurden so gut darin, dass wir etwas zum 1.5 Fachen und nicht mehr zum 4 Fachen Preis bekamen. Zusammen waren wir in ganz Bangalore  auf der Suche nach den schönsten indischen Schlabberklamotten und fanden schliesslich Panjabi-Patiala.
Wir halfen einander, wenn wieder etwas mit der Gastfamilie oder in der Schule schief lief oder das Heimweh uns plagte.
Sie wurde für mich in kürzester Zeit eine allerbeste Freundin. 
Da Ronin schon einmal die Gastfamilie gewechselt hatte und ihre neue Gastfamilie nach Mumbai zog, wollten ihre Eltern nicht mehr, dass sie hier bleibt.
Mit Ronin teile ich nicht nur eine Freundschaft, sondern ganz viele gemeinsame Erinnerungen an die ersten 6 Monaten in Indien. 
Irgendwann werden wir uns wiedersehen, da bin ich mir sicher!